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Robin
Anmeldungsdatum: 26.05.2007 Beiträge: 42
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Verfasst am: 03.03.2008 14:12 Titel: LARP: Jedem Helden sein Feigling, sonst klappt's nicht |
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Aufgrund einer aktuellen Paralleldiskussion gibt's mal wieder theoretische Überlegungen über unser Hobby:
Viele Liver spielen gerne mal den Helden. Nichts kann ihn erschüttern, auch der plötzlich im Burghof aufploppende Dämon oder ein bevorstehender Weltuntergang schrecken ihn nicht. Abgebrüht und professionell klärt er die Lage.
Gibt prinzipiell nichts dagegen einzuwenden. Ein Problem ist mir allerdings aufgefallen: Dieser Heldenmut funktioniert nur solange, wie es auch eine vergleichbare Anzahl feiger (besser gesagt: 'nicht völlig todesmutiger') Charaktere gibt.
Anschauliches Beispiel, das hoffentlich von allen sofort nachvollziehbar ist:
Vier Abenteurer sitzen in der Taverne und tauschen sich aus, wir beobachten die Szene. Völlig unerwartet springt auf einmal ein NSC mit Geistermaske und weißem Bettlaken ins Bild, gespenstische Musik erfüllt den Raum.
Variante A: Drei Spieler springen augenblicklich auf - einer der drei versteckt sich vor Schreck unter dem nächstbesten Barhocker, ein anderer stürzt in Richtung Treppe davon. Der dritte zückt reflexartig seine Waffen und verharrt in kampfbereiter Stellung.
Der vierte ist gelassen sitzengeblieben, nimmt noch einen Schluck Met und richtet dann mit fester Stimme das Wort an die Spukgestalt. Ein Gespräch entwickelt sich...
Die Situation wirkt plausibel, die Szene funktioniert.
Variante B: Die vier Spieler drehen die Köpfe, um den Neuankömmling zu mustern. Die Mienen verfinstern sich, die Hände wandern vielleicht noch zum Schwertgriff, sonst tut sich aber wenig. Einer fragt den NSC unterm Bettlaken, was er hier will; zwei andere rauchen weiter an ihrer Zigarette, der vierte beobachtet still mit verschänkten Armen.
Der Geist wirkt auf uns nicht erschreckend, sondern nur wie ein rumhopsender NSC unterm Bettlaken. Die Szene funktioniert nicht.
Leider würde so eine Szene wohl häufig in Variante B enden. Es ist ja auch undankbar, die Rolle des schlotternden Feiglings zu übernehmen. Viel lieber ist man der Held, der sich der Bedrohung stellt. Dass man sich aber gegenseitig der eigenen Wirkung beraubt, wenn plötzlich jeder der Held sein will, wird dabei übersehen.
Zum Glück gibt es auch weniger mutige Charaktere, ja sogar ausgemachte Feiglinge. Diese sind dann aber oft so überzeichnet, dass plötzlich sie im Mittelpunkt stehen und nicht die neun Helden, die den vor Schreck ins nächstbeste Fass gesprungenen Feigling herzhaft auslachen. Zudem neigen diese komödiantischen Selbstdarsteller gerne dazu, ihre Reaktionen bewusst so komisch auszuspielen, dass sie die Gesamtsituation damit nur weiter ins lächerliche ziehen.
Ein Held braucht Normalsterbliche in seiner Umgebung, um sich von ihnen abheben zu können. In einer Halle voller Helden sticht niemand mehr besonders hervor, der Konstrast fehlt und somit auch die beabsichtigte Wirkung. Unsere Monster sind nun mal nicht echt und leben in ihrer Wirkung von der ausgespielten Reaktion ihrer Umwelt.
Da dieser Text kein radikales Umdenken der Spielerschaft bewirken kann, erscheint mir folgende Lösung realistisch: Mittels entsprechender NSC wird dafür gesorgt, dass in entscheidenden Szenen auch ein wenig Furcht zu spüren ist. _________________ "Ein Freund von mir hat mal gesagt: Nur Eine einzige Person, die dir nach dem Con sagt, dass du in Szene XYZ supercool gespielt hast, ist tausendmal mehr wert als 100 besiegte Dämonen!"
(Linus, ConQuest-Team) |
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Armin
Anmeldungsdatum: 15.09.2006 Beiträge: 33
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Verfasst am: 03.03.2008 14:34 Titel: |
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Das Problem das ich sehe ist, dass wir in der Realen Welt ebenjene Normalsterblichen sind, die ein Held braucht um Held zu sein.
Weiters glaube ich nicht, dass jeder sofort so einen abgebrühten Charakter spielt, die meisten entwickeln sich vom einfachen Schwertschwinger zum unerschütterlichen Veteranen. Mein Kämpfercharakter gehört definitiv zu den angstlosen die sich jeder Gefahr stellen und dem sein eigener Tod egal ist solange er andere retten kann.
Er ist Fatalist und Pessimist, glaubt nicht an Seele im eigentlichen Sinne und hat schon einiges gesehen und er ist nicht der einfache Mensch von Nebenan. Somit nehme ich mir mit dieem Charakter das Recht heraus bei Deinem "Gespensterbeispiel" heraus, sitzen zu bleiben und den Geist, solange er mich nicht angreift zu fragen was er will.
Der Charakter hat gegen Dämonen, Schatten, lebenden Fels,... gekämpft. Priester erlebt die Körperteile nachwachsen lassen könne, Alchemisten die Tränke verteilen die seine Wunden in kürzester Zeit verheilen lassen und Magier die ihn mit wenigen Worten an eine Stelle fesseln können.
In einer Welt in der das Übernatürliche fast jeden Tag an die Tür klopft, können, glaube ich jene die sehr oft damit zu tun haben ruhig etwas abgebrühter sein. _________________ aka Diarmaid, Mitglied der TRAMPELTRUPPE
aka Grigory Nikita Petrovic, 1. Ritter des Ordens der Sonne und Diplomat Petrovias |
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Robin
Anmeldungsdatum: 26.05.2007 Beiträge: 42
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Verfasst am: 03.03.2008 14:59 Titel: |
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Du hast nun den Grund für die abgebrühte Haltung (d)eines Veteranen geschildert - schön und gut.
Aber das löst ja nicht das von mir geschilderte Problem!
Wir kommen allerdings den Ursachen auf die Spur. Wenn jede Orga der Meinung ist, dass ihre Spieler Götter befreien oder die Welt retten müssen, werden diese immer abgestumpfter. _________________ "Ein Freund von mir hat mal gesagt: Nur Eine einzige Person, die dir nach dem Con sagt, dass du in Szene XYZ supercool gespielt hast, ist tausendmal mehr wert als 100 besiegte Dämonen!"
(Linus, ConQuest-Team) |
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Armin
Anmeldungsdatum: 15.09.2006 Beiträge: 33
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Verfasst am: 03.03.2008 15:08 Titel: |
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Wie gesagt das Problem kommt unter anderem daher, dass wir im realen viele Dinge nicht machen können und uns nun im Phantasiesetting profilieren können, natürlich nicht alle, aber warum soll ich einen Charakter spilen der nix drauf hat und sich in einer Ecke verkriecht, dass kann ich auch zu Hause. Weiters weil Du die Orga und die Lives angesprochen hast kommt hier dazu, dass es keine abstufung gibt, es ist alles bunt durchgewürfelt, was die Livetage angeht. Jetzt steht halt ein 0 LT Charakter neben einem mit 35, 50 oder mehr und kommt sich ziemlich blöd vor und will sich jetzt natürlich keine blösse geben indem er vor etwas Angst hat.
oder so... _________________ aka Diarmaid, Mitglied der TRAMPELTRUPPE
aka Grigory Nikita Petrovic, 1. Ritter des Ordens der Sonne und Diplomat Petrovias |
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Bernhard
Anmeldungsdatum: 07.02.2008 Beiträge: 182 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 04.03.2008 07:41 Titel: |
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Nun, jeder möchte gerne mal ein Held sein.
Aber, ich persönlich finde es viel witziger, amüsanter und auch aufregender, nicht nur für mich, sondern auch für Aussenstehende, wenn der Char (Held) jetzt nicht der Überdrüber Super-Spider-Bat-Darkwing-Duck-Robin-Hood-Q-Man ist.
Die beiden Beispiele zeigen es ja eh. Variante A bringt Leben in die Bude. Variante B ... naja.. ist halt was passiert, was kratzt mich das. Geht mich nix an.
Denke, dass ein bisserl Feigheit sicherlich dem Rollenspiel dient.
Wenn da jetzt jeder mit nem Fingerschnipp die Situation einfach ignoriert, dann ist diese für mein Erachten unnötig gewesen. Aber, wenn da mit verschiedenen Aktionen reagiert wird, kann das eine richtige Kettenreaktion auslösen und der oben genannte Superhero kann ja seine Ritterlichkeit *nicht das was ihr denkt* zeigen und den armen verängstigten Knappen, Bauern, Wirten ... oder wer auch immer ... tatkräftig zur Seite stehen. |
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martin
Anmeldungsdatum: 16.02.2006 Beiträge: 1404 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 04.03.2008 09:29 Titel: |
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Zitat: | aber warum soll ich einen Charakter spilen der nix drauf hat und sich in einer Ecke verkriecht |
Weils eine gute Show, also gut fürs Spiel ist? Aber vielleicht verläuft ja auch hier eine der Grenzen zwischem diesem und jenem (um nicht zu sagen: deinem und meinem) Spiel, die sich beide "Liverollenspiel" nennen.
Zitat: | ... aber warum soll ich einen Charakter spilen der nix drauf hat und sich in einer Ecke verkriecht, dass kann ich auch zu Hause. |
Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte jemand, dem es so geht, dieses doch aufwendige Hobby aufgeben und die Energie in sein Real Life investieren. _________________ mi llie'n vanima ar lle atara allaneinea! (zum Übersetzen googlen)
Nur echt mit dem Einhorn. |
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Armin
Anmeldungsdatum: 15.09.2006 Beiträge: 33
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Verfasst am: 04.03.2008 09:47 Titel: |
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Er hat gefragt warum keiner Weicheier spielt, ich habe geantwortet. Es geht auch nicht darum den Superüberdrübermunchkin zu machen.
Und eine Frage, ist hier in diesem Forum irgendwer der nicht mal gern die Hauptfigur ist?
Es geht nicht darum sich im Spiel zu profilieren und die Minderwerigkeitskomplexe zu verarbeiten die man im Realen Leben hat, sondern die Möglichkeit etwas darzustellen was im echten Leben nicht geht. Im echten Leben gibt es kein Heldentum im Sinne der Phantasie oder der Sci-Fi, darum nutze ich das Spiel um Dinge zu tun die ich sonst nicht tun kann. Was ist daran falsch? Ihr klingt so als ob das verwerflich wäre. _________________ aka Diarmaid, Mitglied der TRAMPELTRUPPE
aka Grigory Nikita Petrovic, 1. Ritter des Ordens der Sonne und Diplomat Petrovias |
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martin
Anmeldungsdatum: 16.02.2006 Beiträge: 1404 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 04.03.2008 10:05 Titel: |
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Im Larp gibt es nur Hauptfiguren.
Ich hab auch schon welche gespielt, hatte auch Spass damit. Der Spass ist für mich aber nicht daran gebunden. Oder sagen wir so: ich behaupte mal, ich kann auch mit Otto Normalcharakter so super sein, dass es Spass macht - dazu brauch ich keinen Helden und schon gar keine Sonderfertigkeiten oder Telling. (Vielleicht möchte mich ja jemand der mich schon spielen gesehen hat diesbezüglich korrigieren. Falls ich da falsch liege bitte ich sogar darum.)
Schau, es ist halt so: nur weil wir alle Liverollenspielen spielen wir nicht alle das selbe Spiel. Die Vorstellungen, Erwartungen, Prioritäten sind zu unterschiedlich.
Zitat: | Es geht nicht darum sich im Spiel zu profilieren und die Minderwerigkeitskomplexe zu verarbeiten die man im Realen Leben hat |
Gosh, when did that change? Na mal ehrlich: Natürlich nicht für alle, aber ... _________________ mi llie'n vanima ar lle atara allaneinea! (zum Übersetzen googlen)
Nur echt mit dem Einhorn. |
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Armin
Anmeldungsdatum: 15.09.2006 Beiträge: 33
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Verfasst am: 04.03.2008 10:17 Titel: |
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ok ohne das jetzt bös oder sarkastisch zu meinen, eine Frage die ich in idesem Forum mehrmals gestellt habe,
Worum gehts jetztz wirklich? Um den Spassfaktor am Spiel der abhängig vom Char ist? Warum manche gern Superhelden ohne Ecken spielen?
Ich dachte es geht um die Frage des Heroismus. _________________ aka Diarmaid, Mitglied der TRAMPELTRUPPE
aka Grigory Nikita Petrovic, 1. Ritter des Ordens der Sonne und Diplomat Petrovias |
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martin
Anmeldungsdatum: 16.02.2006 Beiträge: 1404 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 04.03.2008 10:29 Titel: |
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Noch sehe ich hier kein Abgleiten ins Off Topic, daher gilt mMn: ein Thread entwickelt sich, es kommen Aussagen und Antworten die sich nicht unbedingt exakt auf das Ursprungsthema (zu dem wollte ich z.B. eigentlich garnichts sagen) beziehen.
Oder richtet sich deine Frage an Robin? _________________ mi llie'n vanima ar lle atara allaneinea! (zum Übersetzen googlen)
Nur echt mit dem Einhorn. |
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Kai v. Eggenburg
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 185 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 04.03.2008 11:04 Titel: |
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Um sowohl auf das Topic wie auch auf Martins Anmerkung über unterschiedliche Erwartungen und Sichtweisen bezüglich Liverollenspiel einzugehen:
Der fundamentale Unterschied liegt wohl darin, ob man für sich selbst eine heldenhafte Szene erleben will, die sich vom realen Alltag darin unterscheidet, dass man selbst der Held ist.
Oder ob man für alle an der Szene Beteiligten an einer heldenhaften Szene mitwirken will, in der die Heldenhaftigkeit eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe gerade durch das Mitspielen der übrigen Beteiligten so deutlich wird. Der Unterschied zum Alltag ist hier unter Umständen halt nur der, dass man eine von der Stimmung her überzeugende heldenhafte Szene miterlebt.
Das Problem, das ich persönlich bei Fantasy-Liverollenspiel nach klassischen literarischen und filmischen Vorbildern sehe, ist, dass es eben auf Helden ausgelegt ist. Im Liverollenspiel sollen das die Spieler sein. Das kann funktionieren, wenn es (wie in einem Film oder in einem Pen&Paper-Rollenspiel) nur eine ziemlich kleine Gruppe von Helden (=Spielern) gibt, und alle anderen NSCs sind, die diese Handvoll Spieler Helden sein lassen.
Problematisch wird es, sobald das Verhältnis zwischen "heldenhaften" Spielern und "nicht-heldenhaften" (= "bösen" oder "normalen") NSCs nicht mehr so deutlich ist - sei es, weil es sehr viele Spieler gibt, weil es sehr wenig NSCs gibt, oder weil die NSCs mit dieser Rollenaufteilung nicht einverstanden sind. Was einfach nicht funktioniert, ist, wenn alle Helden sein wollen.
Ich selbst möchte nicht unbedingt immer als Held brillieren, sondern je nach Rolle meinen Beitrag zu einer Szene leisten. Letztendlich muss diese Szene für alle Beteiligten stimmig sein, und diese Stimmung ist für gewöhnlich auch für jene ein schönes (und vom Alltag sehr verschiedenes) Erlebnis, die dabei nicht die zentrale Rolle spielen. |
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Armin
Anmeldungsdatum: 15.09.2006 Beiträge: 33
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Verfasst am: 04.03.2008 11:48 Titel: |
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Ist für mich insofern von Bedeutung, da davon abhängt wie ich an die Sache rangehe. Es ist, für mich ein Unterschied ob ich nun a. "Heldenmut vs Feigheit" oder b. "Komplexe Charakterkonzepte und deren Auswirkung auf den Spielspass" behandle.
ad a.
Ein Charakter der außergewöhnliche Sachen erlebt mag sich als Held betrachten, natürlich ist wie Kai anmerkt die Unterscheidung interessant ob es um Szenen für alle oder Szenen für mich geht. Das heißt aber nicht, dass der Spieler des Helden eine Ein Mann Show abzieht oder keine, wie auch immer gearteten Problem hat. Das heisst nur, dass er sich "heldenhaft" den Situationen stellt. Was den Spassanteil in keiner Weise schmälern muss.
ad b.
Spass durch Hintergrundkonzepte, welche den Charakter formen, muss nicht automatisch Spass sein, oft kann dadurch der Spieler weniger frei agieren, was natürlich auch seinen Reiz besitzt, ich aber nicht unbedingt mit Spass gleichsetze. Wenn ein Charakter zuviele Ecken und Kanten besitzt, kann es unter Umständen geschehen, dass der Charakter fast nicht spielbar ist.
Aber ohne jeden Zweifel sind wir uns alle einig, dass der gemeinsame Spass im Vordergrund zu stehgen hat, ansonsten wirds kritisch, denn wenn es nur noch darum geht den Char zu steigern und nur noch cool auszusehen, dann sollte man sich überlegen ob man das richtige Hobby erwischt hat. _________________ aka Diarmaid, Mitglied der TRAMPELTRUPPE
aka Grigory Nikita Petrovic, 1. Ritter des Ordens der Sonne und Diplomat Petrovias |
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martin
Anmeldungsdatum: 16.02.2006 Beiträge: 1404 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 04.03.2008 12:31 Titel: |
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Zitat: | ein schönes (und vom Alltag sehr verschiedenes) Erlebnis |
Das meinte ich mit "Spass": ein bereicherndes Erlebnis, das mir (und anderen) Freude macht. _________________ mi llie'n vanima ar lle atara allaneinea! (zum Übersetzen googlen)
Nur echt mit dem Einhorn. |
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Kühfraß
Anmeldungsdatum: 06.05.2006 Beiträge: 399
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Verfasst am: 04.03.2008 15:28 Titel: |
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Psychologisierender Ansatz erwünscht?
Dass die meisten emotional fordernden Szenen in Version B ausgehen, sehe ich vor allem im Problem der gespielten Leidenschaftlichkeit:
Den Geist cool zu begrüßen, das bedeutet natürlich auch, dass mein Charakter schon viel Schlimmes erlebt hat, dass er ein echter Held ist, sich benimmt wie der typische Filmheld, etc., aber vor allem bedeutet es, dass ich, OT ein zynischer, abgebrühter Jetztzeitmensch, der ganz bestimmt keine Angst vor Bettlaken hat, nicht eine starke Emotion schauspielern muss, die ich nicht habe.
Ich glaube, bei allen Erklärungsansätzen, wie viel cooler ein furchtloser Held doch ist: die Angst davor, beim Gefühlsspiel zu versagen, ist ein (der?) Hauptgrund für überwiegenden Machoheroismus.
Sind gute NSCs, die sich für die Würschtelrollen hergeben, da die Lösung? Hysterisches Herumgerenne vor dem Dämonenangriff, während die Spielergruppe höchstens ein bisschen nervös wird?
Irrer Berserkerwahn statt höflicher Ärger, wenn Spieler und Dorfbewohner den massenmordenden Nekromanten stellen?
Werden die Spieler dann nicht sehr bald in ihrem "Wir sind was Besseres"-Heroismus bestärkt?
Nein, wir brauchen emotionale SCs. Also: Strengen wir uns an! Gutes Rollenspiel braucht Heulen und Zähneknirschen!
lG
Stefan (der leider selbst auch recht unüberzeugend heult und zähneknirscht, aber verspricht, sich weiter zu bemühen)
Dazuedit: Gleichermaßen gilt das natürlich für Freudenszenen! Wir wollen ja nicht nur die Emoszene mit großer Tragik bedienen, es kann ebenso nicht allein NSC-Sache sein, sich sichtbar an Festen, Musik, Tanz, Scherz und Festmahl zu freuen. Auch große Emotionen im Positiven sollten ihren Platz haben, viel zu oft saßen die Spielergruppen über den Plot und das letzte Dungeonrätsel palavernd beim königlichen Mahl und belauerten ansonsten schweigend die Gastgeber (die könnten ja beherrscht sein) und die Ausgänge (da könnten ja Dämonen reinstürmen).
Große Emotionen durch Spieldisziplin, das fordere ich! Jawohlja! _________________ Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, daß du dich nicht verderbest. (Prediger 7,16) |
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Lady Godiva
Anmeldungsdatum: 13.02.2006 Beiträge: 424
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Verfasst am: 04.03.2008 22:37 Titel: |
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Das gibts ja nicht, zwölf Stunden nicht online, und schon geht mir fast eine saftige Diskussion durch die Lappen!
Also ich hab beides erlebt:
- alle Spieler bleiben gelangweilt auf ihren vier Buchstaben hocken, wenn sie die Geisterscheinung (oder was auch immer) sehen, weil sie sowas eh schon zwanzigmal gesehen und fast ebensooft "weggeputzt" haben - mäßig spannend, keine Stimmung kommt auf und der NSC fühlt sich meistens papierlt, weil sein Auftritt weniger Adrenalin freisetzt als das Auftauchen einer saftigen Kellerwinkelspinne. Diese Einstellung verleitet natürlich die SL dazu, immer stärkere Gegner aufzufahren, die dann natürlich immer abgebrühtere Spieler zufolge haben (weil die halt schon zigtausend Livetage haben).
- der Großteil der gesamten Anwesenden (Spieler wie NSCs) reagiert ängstlich bis panisch, macht einen Tumult und der harte Rest muß sich erst mal fragen, wie man nun selbst am besten reagiert und hat demzufolge einen glanzvolleren Auftritt als zu viert mitm faden Aug zu fragen "Geh, Geist, was willstn?" Und sowohl NSC als auch SL freuen sich über eine gelungene Szene, mit der sie den Spielern eine bestimmte Stimmung vermitteln konnten.
Eines der Probleme ist da wohl, daß viele Leute ihre Charaktere so oft spielen (damit sichs auszahlt), daß sie schon alles gesehen und alles gemacht haben - was ja auch eine logische Erklärung für Abgebrühtheit ist, aber eben leider in Massen auftritt.
Zitat: | Nun, jeder möchte gerne mal ein Held sein.
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Ja, "gerne mal" bin ich auch Held, das verstehe ich absolut, aber nicht immer! Ich sähe sonst keinen Unterschied mehr zwischen meinen Charakteren, wenn jeder gleich reagiert und gleich heldenmütig ist!
Zitat: | Jetzt steht halt ein 0 LT Charakter neben einem mit 35, 50 oder mehr und kommt sich ziemlich blöd vor und will sich jetzt natürlich keine blösse geben indem er vor etwas Angst hat. |
Ist meines Erachtens nicht das Problem der Livetage (obwohl die auch dazu beitragen, Luschenstatus am Anfang und so...), denn auch ein Anfänger kann Mut zeigen und sich einer Gefahr stellen. Man muß ja nicht gleich mit gezückter Klinge die mageren zweieinhalb HP aufs Spiel setzen. Mutpunkte hat ja zum Glück noch keiner erfunden (nein, Leute, keine blöden Ideen jetzt für "Regelwerk" Nr. x.Beta!), also kann man so spielen, wie der Charakter angelegt ist
Zitat: | Wie gesagt das Problem kommt unter anderem daher, dass wir im realen viele Dinge nicht machen können und uns nun im Phantasiesetting profilieren können, natürlich nicht alle, aber warum soll ich einen Charakter spilen der nix drauf hat und sich in einer Ecke verkriecht, dass kann ich auch zu Hause. |
Bingo, hier haben wir ein wichtiges Problem: es heißt doch Liverollen'spiel', nicht Liverollen'profiliermich'! Um sich etwas zu beweisen, wählt man besser das reale Leben, da hat man mehr davon. Und es kann durchaus auch Charaktere geben, die eher, sagen wir mal, "übervorsichtig" (ein Hoch dem Euphemismus*g*) sind, man hat die vor jedem Spiel die Wahl, und Abwechslung macht bekanntlich das Leben süß.
Zitat: | Mittels entsprechender NSC wird dafür gesorgt, dass in entscheidenden Szenen auch ein wenig Furcht zu spüren ist.
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Wenn aber alles nur auf die NSCs abgewälzt wird, anstatt die Spieler dazu zu motivieren, selbst verschiedene Charaktereigenschaften auszuprobieren (oder muß man echt für alle "Nachteile" Punkte vergeben, weil keiner mutig genug ist, mal was nicht zu können?), kommen wir dann nicht in weiterer Folge zu einer Kulisse, in der nur noch die NSCs für Stimmung sorgen und die Spieler als Superhelden (sie haben ja praktisch für ihre XP bezahlt, also müssen sie auch echte Helden spielen dürfen) wie in einer Abenteuerbahn durchgetragen werden? Fänd ich unspaßig...
Zitat: | Und eine Frage, ist hier in diesem Forum irgendwer der nicht mal gern die Hauptfigur ist? |
Klar, jeder ist mal gern cool, aber hier gehts ja darum, daß es epidemisch wird. Es kann zB auch sehr spannend sein, einen Charakter zu spielen, der im Grunde feige ist, sich aber keine Blöße geben will - nur fordert das halt Fingerspitzengefühl beim Spielen. Zudem hab ich hier immer nur Argumente gelesen, daß es überhaupt nie Spaß macht, feige(re) Leute zu spielen, und das klingt eben nicht nach "hin und wieder Held" sondern nach "immer Held, weil mein einziger Charakter halt dummerweise schon zig Livetage hat".
Zitat: | Worum gehts jetztz wirklich? |
Ich glaub, das Thema ist einzig zum Bequatschen da, in all seinen Facetten, ohne Ausreden von "das war nicht gefragt"
Sorry, ist jetzt ein bißchen lang geworden - aber das sind nur die Zitate, ja, ganz bestimmt! _________________ In that vast shadow once of yore
Fingolfin stood: his shield he bore
with field of heaven's blue and star
of crystal shining pale afar.
("Lay of Leithian" Part XII)
Ceterum censeo Pannésamt esse delendam... |
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